Einige Analysten betrachten die Zölle eher als Verhandlungstaktik denn als endgültige Maßnahme. "Die Märkte haben sich bisher als widerstandsfähig erwiesen, da sie Präsident Trump nicht vollständig glauben", erklärt Tomasz Wieladek, Ökonom bei T Rowe Price. Allerdings zeigen frühere Handelskonflikte, wie der US-China-Zollstreit 2018, dass anfängliche Drohungen oft in umfassende Maßnahmen übergehen, die globale Industrien erheblich beeinflussen.
Prognosen von Oxford Economics deuten darauf hin, dass die europäischen Autoexporte bei Umsetzung der Zölle deutlich zurückgehen könnten:
- Deutschland: - 7,1 %
- Italien: - 6,6 %
- Spanien: - 2,4 %
- Frankreich: - 2,3 %
Neben den direkten Exporten werden auch Lieferkettenstörungen zentraleuropäische Zulieferer betreffen. Sie könnten aufgrund sinkender Verkaufszahlen von Automobilkomponenten einen Rückgang des BIP um 0,5 % verzeichnen.

Herausforderungen für Cost Engineers und Einkaufsmanager
Für einen deutschen Automobilzulieferer, der Teile in die USA exportiert, stellt der 25 % Zoll eine unmittelbare Herausforderung dar. Plötzlich geraten zuvor stabile Lieferantenvereinbarungen unter Druck, und Einkaufsteams müssen ihre Optionen bewerten. Sollen sie die Mehrkosten selbst tragen, an Kunden weitergeben oder Lieferverträge neu verhandeln, um die finanzielle Belastung zu verteilen?
Gleichzeitig müssen Cost Engineers die gesamten Logistikkosten neu berechnen und Ineffizienzen identifizieren, um die Preissteigerungen auszugleichen. Sie stehen vor schwierigen Entscheidungen: Ist eine Produktionsverlagerung in eine kostengünstigere Region machbar? Können Komponenten neu gestaltet werden, um alternative Materialien zu nutzen? Sollten Lieferverträge neu verhandelt oder Nearshoring-Lösungen in Betracht gezogen werden?
Entscheidungen, die früher Monate dauerten, müssen nun innerhalb weniger Tage getroffen werden. Ohne Echtzeit-Kostentransparenz und dynamische Szenarioplanung riskieren Unternehmen Margenerosion, Engpässe in der Lieferkette und eine geschwächte Wettbewerbsposition.
Strategische Reaktionen auf die Zoll-Herausforderung
Um die Auswirkungen dieser Zölle abzufedern, müssen Automobilhersteller ihre Kostenstrategien ganzheitlich überdenken, um sowohl kurzfristige Widerstandsfähigkeit als auch langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten.
- Reshoring und alternative Beschaffung: Untersuchung neuer Lieferkettenstrukturen, einschließlich der Produktionsverlagerung nach Nordamerika oder der Zusammenarbeit mit Lieferanten in zollfreien Ländern.
- Erweiterte Lieferantenkooperation: Stärkung der Beziehungen zu bestehenden Lieferanten, um Kostenaufteilung zu verhandeln und alternative Preisstrukturen zu finden.
- Risiko-basierte Szenarioplanung: Bewertung verschiedener Kostenszenarien bei unterschiedlichen Zollvorgaben, um proaktive statt reaktive Strategien zu entwickeln.
- Operative Kostenoptimierung: Identifizierung von Ineffizienzen in Produktionsprozessen und Logistik, um steigende Kosten zu minimieren, ohne die Qualität zu beeinträchtigen.