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Steigende Lohnkosten in Deutschland erschweren das Sourcing | Tset

Geschrieben von Maria Skvoznova | Apr 30, 2025 7:00:00 AM

62 € pro Stunde – so hoch lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten im Automobilsektor in Deutschland im Jahr 2023 laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA). Damit gehört Deutschland weltweit zu den teuersten Produktionsstandorten. Für Hersteller, die unter dauerhaftem Kostendruck stehen, wird dies zu einem zentralen Faktor bei Sourcing-Entscheidungen. 

Die Automobilindustrie ist seit Jahrzehnten ein wirtschaftliches Rückgrat Deutschlands. 2019 – vor der pandemiebedingten Marktverzerrung – erwirtschaftete die Branche 438,8 Milliarden € Produktionsumsatz im Inland. Auch die Beschäftigtenzahlen spiegeln diese Bedeutung wider:  Auch die Beschäftigtenzahlen spiegeln diese Bedeutung wider: Rund 833.000 Personen waren in der Automobilindustrie beschäftigt – sie lag damit hinter dem Maschinenbau mit etwa 1,09 Millionen Beschäftigten.

Auch im globalen Handel spielt die deutsche Automobilindustrie eine führende Rolle. Im Jahr 2019 wurden Kraftfahrzeuge im Wert von 225 Milliarden € weltweit exportiert – das entsprach knapp 17 % aller deutschen Ausfuhren. Diese industrielle Stärke basierte stets auf technischer Präzision und Fertigungsqualität. Doch mit den steigenden Arbeitskosten verändern sich die wirtschaftlichen Grundlagen. Trotz ihres Rufs als Inbegriff technischer Präzision steigen die Produktionskosten deutscher Fahrzeuge inzwischen auf ein Niveau, das berechtigte Zweifel an ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit aufkommen lässt.

 

Das Sourcing-Dilemma der deutschen Automobilindustrie 

Der internationale Wettbewerb nimmt zu – vor allem innerhalb Europas, wo die Lohnkosten zum Teil deutlich niedriger sind. Laut VDA lagen die Arbeitskosten in der deutschen Automobilbranche 2023 bei durchschnittlich 62 € pro Stunde, in Spanien hingegen bei 29 €, in Portugal sogar nur bei 20 €. Diese Differenz zwingt Sourcing-Teams dazu, bestehende Strategien und Fertigungsstandorte grundlegend zu hinterfragen. 

Gleichzeitig stehen viele deutsche OEMs und Tier-1-Zulieferer unter dem Druck, ihre Wertschöpfungsketten im Inland zu halten – sowohl aufgrund interner Zielsetzungen als auch politischer Erwartungen. Nähe, regulatorische Sicherheit und gewachsene Lieferantenbeziehungen spielen weiterhin eine Rolle. Doch lassen sich diese Faktoren immer schwerer rechtfertigen, wenn andere Regionen deutliche Kostenvorteile bieten. 

Das stellt Cost Engineers vor eine echte Herausforderung. Auf der einen Seite stehen strategische Partnerschaften mit lokalen Lieferanten. Auf der anderen Seite der Druck, aggressive Kostenziele zu erreichen, um bei globalen Ausschreibungen wettbewerbsfähig zu bleiben. Dabei ist es nicht unüblich, dass Lieferantenangebote unklare Arbeitsanteile enthalten oder Annahmen gebündelt darstellen, die sich nur schwer verifizieren lassen – insbesondere wenn Angaben zur Arbeitsproduktivität, zu Schichtmodellen oder zum Automatisierungsgrad fehlen. 

Für Cost Engineers sind die Erwartungen hoch – und das Risiko ebenfalls. Jede RFQ muss nicht nur technisch realisierbar, sondern auch wirtschaftlich tragfähig sein. Der Arbeitsanteil zählt zu den bedeutendsten Kostenfaktoren in der Fertigung – in Deutschland ist er schlicht nicht zu übersehen. 

Ein Beispiel: Die durchschnittlichen Arbeitskosten bei Volkswagen lagen 2023 bei 57 € pro Stunde – das entspricht einem Anstieg von rund 33 % gegenüber vor zehn Jahren. Deutschland ist mittlerweile der teuerste Standort weltweit für die Produktion von Pkw. Laut einem Bericht von Reuters machten die Arbeitskosten bei Volkswagen mehr als 15 % des Umsatzes aus – ein deutlich höherer Anteil als bei BMW oder Stellantis, die intern zwischen 9,5 und 11 % angeben. Wie die BBC berichtete, nannten Führungskräfte unter anderem die hohen Löhne in Deutschland sowie langsame Entscheidungsprozesse als Ursachen für fehlende Wettbewerbsfähigkeit – und als Grund für weitere Einsparmaßnahmen. Diese Entwicklung zeigt: Selbst die etabliertesten Akteure stellen Investitionen in Deutschland zunehmend infrage. 

Die steigenden Kosten spiegeln sich direkt in Lieferantenangeboten wider. Für Cost Engineers geht es nicht nur darum, überhöhte Preise zu erkennen, sondern auch darum, belastbare, datenbasierte Argumentationen aufzubauen – um entweder gezielter zu verhandeln oder alternative Sourcing-Pfade zu prüfen. 

Ohne geeignete Tools müssen Cost Engineers unter Zeitdruck weitreichende Entscheidungen auf Basis inkonsistenter Daten, veralteter Excel-Dateien oder reiner Intuition treffen – was das Risiko erhöht und die Reaktionsgeschwindigkeit mindert. Jede unkritisch übernommene Kalkulation oder verzögerte Analyse kann Einsparpotenziale kosten – oder im schlimmsten Fall zum Verlust einer Ausschreibung führen.

Die neue Chance: Modernes Cost Engineering für bessere Sourcing-Entscheidungen 

Genau hier wird eine Produktkostenplattform wie Tset zum entscheidenden Werkzeug für Sourcing-Teams, die unter Druck stehen, schnell, präzise und abgestimmt zu handeln. 

Tset setzt auf automatisierte Bottom-up-Kalkulationen auf Basis standardisierter Logiken und integrierter Live-Daten. Das bedeutet: Cost Engineers müssen keine Excel-Tabellen neu aufbauen oder uneinheitliche RFQ-Daten händisch zusammenführen. Stattdessen erfolgt die Kalkulation von Grund auf – mit Prozessannahmen, Maschinendaten, Arbeitsinhalten und aktuellen Benchmarks. 

Sourcing-Entscheidungen werden schneller und nachvollziehbarer, weil Einkauf, Technik und Controlling mit derselben Methodik arbeiten – mit voller Transparenz über Inputdaten und getroffene Annahmen. 

Ob beim Lieferantenvergleich, bei der Angebotsprüfung oder bei Make-or-Buy-Abwägungen: Mit Tset ist jede Zahl rückverfolgbar und jedes Modell jederzeit aktualisierbar. Und dank der Cloud-nativen Architektur ist die Software sofort einsatzbereit – ohne IT-Aufwand oder lange Integrationszeiten.

Warum Tset?

Tset ermöglicht es Cost Engineers, komplexe Sourcing-Entscheidungen schnell zu modellieren – ohne auf manuelle Kalkulationen oder unübersichtliche Excel-Dateien zurückzugreifen. Gerade in Hochkostenumgebungen wie Deutschland, wo jeder Cent zählt, machen Geschwindigkeit und strukturierte Erkenntnisse den Unterschied. Die Vorteile im Überblick: 

  • Schnelle Szenarienrechnungen für verschiedene Standorte und Produktionskonzepte 

  • Automatische Kostenaufschlüsselung mit vollständiger Bottom-up-Kalkulation über eingebettete Datenmodule – reduziert den Modellierungsaufwand von Stunden auf Minuten 

  • Aktuelle Stammdaten und sekundäre Datenquellen sorgen für valide, verhandlungsfeste Modelle 

  • Klare Aufschlüsselungen, die es dem Einkauf ermöglichen, Lieferanten mit echten Zahlen zu challengen 

  • Einheitliche Logik über Abteilungen hinweg – weniger Inkonsistenzen 

  • Cloud-native Anwendung – inklusive Wartung und regelmäßigen Updates 


 

Fazit

Die hohen Arbeitskosten in Deutschland sind längst keine abstrakte Kennzahl mehr – sie bestimmen den Alltag in RFQs und Lieferantenverhandlungen. Für Cost Engineers steigt der Druck: Jedes Angebot muss validiert, jede Sourcing-Empfehlung begründet und das alles schneller als je zuvor erledigt werden. Genau deshalb braucht es spezialisierte Tools für die Produktkostenkalkulation. Mit Tset erstellen Cost Engineers fundierte Bottom-up-Modelle, die reale Arbeitsanteile abbilden, aktuelle Stammdaten nutzen und Alternativen im Sourcing rasch simulieren – ganz ohne stundenlange Excel-Arbeit. Wenn der Arbeitskostenanteil einer der größten Treiber in Ihrer Kalkulation ist, muss Ihre Methode diesem Niveau gerecht werden. Tset liefert die nötige Transparenz, Geschwindigkeit und Sicherheit, um jede Entscheidung zu begründen.